Was sind die besten Anlagetipps für 2020? Wir sammelten Fragen unserer LeserInnen und HörerInnen und sortierten themenspezifisch. Fragezeichen werfen die anhaltende Nullzinspolitik, Altersvorsorge, Börsencrash unter Privatanlegern und Investoren. In diesem Beitrag folgen nützliche, ehrliche und unabhängige Antworten aus Sicht der Finanzpsychologie.
An dieser Stelle herzlichen Dank an Franziska, Helge, Johannes, Kerstin, Christian, Karo und Oliver. – Ohne euer Feedback und euren Mut, gäb es diesen Beitrag nicht. Dankeschön 🥰
Los geht’s mit angewandter Finanzpsychologie by Mindset Money. 7 Fragen, 7 Antworten. Frei, unabhängig, ehrlich.
Frage 01 | Franziska
Wie wirkt sich die Nullzinspolitik auf die Börse aus?
Ganz klar: Nullzinspolitik ist Partyzeit an den Anlagemärkten. Denn es gibt viel Geld, welches bisher auf Sparbüchern lag, und jetzt nach Alternativen Anlagemöglichkeiten sucht. Sparer flüchten vom Nullzins-Sparbuch auf den Aktienmarkt, besonders risikofreudige leihen sich Kapital zu günstigen Konditionen, um damit an den Märkten zu spekulieren. Pensionskassen können auf der Anleihen-Seite kaum die notwendige Rendite erzielen und müssen ihre Aktienquoten erhöhen. In anderen Worten: Das Marktrisiko steigt. Bekanntlich denken wir weniger rational, wenn wir vor etwas flüchten. Warum das so ist, kannst du in unserem Beitrag zum Steinzeithirn nachhören. Müsste Folge Nr. 04 sein. Wer vor dem Nullzins flüchtet, vernachlässigt Nachhaltigkeit und Risiken zu prüfen. Je länger der Hochflug der Kurse andauert, desto gutgläubiger die Investoren. Niedrigzins-Zeiten begünstigen an der Börse deutliche Überbewertungen, das Risiko für Blasenbildung nimmt zu.
Frage 02 | Helge
Für meine Frau und mich lege ich die Altersvorsorge an. Wie kann ich überprüfen, ob meine Strategie wirklich gut ist?
Wer sich wie Helge, mit der eigenen Anlagestrategie auseinander setzen möchte, beginnt am besten mit dem Ziel. Wie klar ist es definiert? Um das zu beantworten, hilft es noch mehr ins Detail zu gehen: Sollen Grundbedürfnisse gedeckt sein: welche Summe braucht es dafür? Oder muss Spielraum für Reisen und Freizeitgestaltung vorhanden sein? Umfasst die Altersvorsorge auch die Absicherung einer möglichen Pflegebedürftigkeit? Für wie viele Jahre soll die Vorsorge reichen?
Antworten auf diese Fragen gehen ins Detail, – ein Prozess für sich. Für eine gute Strategie braucht es Klarheit in all diesen Punkten. Wem nicht klar ist, wo er hin möchte, kann keine guten Fahrplan entwickeln. Ohne Ziel irrt man planlos umher. Deshalb macht eine Strategie natürlich auch in der Zeit bis zum Pensionsantritt Sinn.
Noch mehr hilfreiche Fragen mit systemischem Hintergrund. Wie wahrscheinlich führt deine aktuelle Strategie an dein definiertes Ziel? Was müsstest du ändern, um mit größerer Wahrscheinlichkeit dein Ziel zu erreichen.
Wem das auf einmal zu viele Fragen sind, investiert am besten in eine unabhängige Anlageberatung. Sobald die passende Anlagestrategie steht, sollte diese bestmöglich gegenüber Risikofaktoren abgesichert werden. Insbesondere gegenüber der Versuchung, die Strategie spontan zu verändern. Etwa, weil gerade starke Gefühle von Euphorie oder Hysterie den Markt färben. Veränderungen und Anpassungen sollen vorgenommen werden, jedoch in regelmäßigen Zyklen unabhängig von äußeren Ereignissen.
Frage 03 | Johannes
Ich setzte schon immer auf die gleichen Anlageprodukte. Jetzt denke ich, meine Performance könnte aber besser sein. Wie finde ich neue Möglichkeiten, die zu mir passen?
Deine Performance kann sicher besser sein, Johannes. Allerdings nur kurzfristig betrachtet. Es gibt immer irgendwo die Chance noch mehr Ertrag zu machen mit größerem Risiko die Erträge zu pushen. Ist es das, wonach du suchst?
Gut beraten ist, wer sich in Zeiten von aufkommender Gier am Ziel orientiert: erwirtschaftest du jenen Ertrag, den du dir vorgenommen hast? Falls ja: Woher rührt der Bedarf nach der größeren Ernte? Anleger und Anlegerinnen lassen sich allzu oft locken. Hier ein Artikel über die vielfache Bitcoin-Millionärin, dort der glänzende Immobilien-Fürst. Angst entsteht, etwas zu verpassen. Und sie ist menschlich. Doch genau diese Angst ist ein schlechter Ratgeber in Sachen Geld. Solange du verdienst, was du dir vorgenommen hast, dann freue dich, dass du eine funktionierende Anlage hast. Die Frage legt nahe, dass der Zug schon mehrere Jahre gut fährt.
Sollte die aktuelle Entwicklung unter deinen Zielwerten liegen, ergibt es Sinn, deine Strategie zu verändern. Folgende Schritte führen dazu: Auswahl Anlageklassen. Das könnten Währungen, Regionen, Branchen. Versuche, für dich das Feld möglichst klar zu definieren. Das macht die Auswahl leichter. Shortlist. Für jeden Wert gibt es ein Entscheidungsblatt, das Chancen und Risiken gegenüber stellt. So werden Bedingungen für Investments transparent: Manche Werte fliegen bereits nach der Kursanalyse raus, bei manchen passt das Timing nicht, weil zB. der Kurs derzeit nicht attraktiv ist.
Frage 04 | Kerstin
Seit drei Jahren investiere ich in Form eines Ansparplans in 2 ETFs. Muss ich mich mit Finanzpsychologie befassen? Schieße ich damit nicht übers Ziel hinaus? Ich dachte bisher, das sei etwas für aktivere Anleger und Zocker.
Zuerst mal Glückwunsch, Kerstin, du hast deine Finanzen im Griff. Toll! Wer sich mit Finanzpsychologie beschäftigt, verbessert nachhaltig die Qualität der eigenen Entscheidung. Entscheide selbst, ob du selbst von diesem profitieren wirst, auch wenn du dich nicht als aktive Anlegerin oder Zockerin siehst. Hier folgt eine Einladung zu einem schnellen Gedankenspiel:
Willkommen in der Zukunft: Wir schreiben Mai 2020. Der Start in das Börsenjahr war gut: Nach zwischenzeitlichen Tiefphasen kam es zu neuen Rekordwerten im März. Auch deine ETFs legten weiterhin passabel zu. Doch ab dem zweiten Quartal 2020 ändert sich alles: Im April gaben die Börsen um zehn Prozent an fünf aufeinanderfolgenden Tagen nach. – Der Beginn einer unaufhaltsamen Talfahrt. Die Zeitungen sind voller Artikel über das Ende des Kapitalmarktes. Börsencrash hautnah. In Italien und Spanien schließen jetzt die ersten Banken. Es ist Mai 2020 und deine ETFs sind fast zurück zum Einstandskurs. Was machst du: Hältst du an deinen ETFs fest? Oder ziehst du die Notleine und holst schnell dein Geld heraus bevor es zu spät ist?
Bekommst du kalte Füße und steigst aus, ist das durchaus menschlich. Ist es die beste Entscheidung? Viele Sparpläne haben nicht den Erfolg, den sie haben könnten, weil Investoren im fallenden Markt aussteigen.
Hier hilft Erfahrung und Wissen der Finanzpsychologie. In diesem Zusammenhang eine Empfehlung zum Beitrag 001 zur Angst vor Verlust oder Verlustaversion
Erfolg folgt der richtigen Strategie. Weil sie dir hilft, einen kühlen Kopf in heißen Momenten zu bewahren.
Frage 05 | Christian
Im heutigen Beitrag 008 weist du darauf hin, dass es sehr wichtig ist, in verschiedene Produkte zu investieren. Macht das in unserem globalisierten Markt überhaupt noch Sinn? Als die Immobilienblase 2008 platze, ist doch auch alles gefallen.
Fehlende Streuung der verschiedenen Anlageklassen kann Folge von ausgeprägtem Superheldendenken sein – soweit der Beitrag 008. Der Kapitalmarkt ist stark vernetzt. Das führt dazu, dass immer mehr Märkte im Gleichschritt laufen. Gemeinsame Zuwächse, gemeinsame Verluste. Die fundamentalen Werte dieser Märkte, also der tatsächliche Profit von Unternehmen, sind weiterhin unterschiedlich. Immer schwieriger wird es indes über breite Streuung starke Schwankungen im Depot auszugleichen.
Diversifikation ist weiterhin eine gute Strategie zum Schutz vor Komplettverlust. Jedem kann passieren, dass ein Investment wertlos wird. Unwahrscheinlich bleibt, dass das mit unterschiedlichen Werten in unterschiedlichen Regionen und Branchen passiert. Welche Anlageklassen für eine breite Streuung tatsächlich infrage kommen, sollte individuell entschieden werden. Neben Wertpapieren im Depot, können etwa auch Sachgüter wie Omas Goldschmuck, Immobilien oder das rosa Sparschwein die Verteilung unterstützen.
Frage 06 | Karo
Wie kann ich mich auf einen Börsencrash vorbereiten?
Ein Schnellrezept für Kondition vor dem nächsten Crash: Wer noch nie als Anleger von einem Börsencrash betroffen war, sollte sich in die Geschichte einlesen. Was war das System vergangener Blasen und was brachte diese zum Platzen? Aus der Analyse lässt sich über die unterschiedlichen Phasen eines Zusammenbruchs lernen. Daraus ergibt sich ein Bild über wahrscheinliche Auswirkungen und mögliche Konsequenzen.
Der Angst vor der Ungewissheit lässt sich begegnen: Halte für dich Entscheidungsregeln fest. Schriftlich und an prominenter Stelle in deiner Wohnung: Was muss passieren, dass du deine Positionen verkaufst? Was muss passieren, dass du deine Positionen ausbaust, also neue Wertpapiere kaufst? Sollte der Fall eintreffen und die Börsenkurse fallen, beziehe dich auf deine Regeln. Hab sie immer griffbereit und vertraue auf sie, wenn die Emotionen überkochen.
Frage 07 | Oliver
Kannst du mir als Privatanleger einen Ausblick und Anlagetipps zum Börsenumfeld 2020 geben?
Nichts leichter als das! Angesichts der anhaltenden Niedrigzinspolitik, dem sich eingetrübten Wirtschaftsklima, dem nachlassenden Vertrauen der Investoren und zahlreichen geopolitisch unklaren bis sehr gefährlichen Situationen kann es grandios, mittelprächtig, ein Nullsummenspiel oder die reine Katastrophe werden.
Ganz ehrlich, Oliver, niemand weiß, was morgen sein wird. Jeder selbsternannte Prophet, der mit allergrößter Sicherheit kund tut, wie sich die Börse 2020 entwickeln wird, ist meiner Einschätzung nach ein treffsicherer Bias-Kandidat vom Typ Selbstüberschätzung. Oder ahnungslos. Lies dazu weiter im Beitrag 009 über Analysten und Overconvidence Bias.
Zusammenfassung Anlagetipps 2020.
Das waren sie, die sieben Antworten auf die häufigsten Fragen zu den Anlagetipps 2020. Niemand weiß, was die Zukunft bringt. Wer sein Geld mit Kopf und Verstand anlegt und einer individuellen Strategie folgt, hat auf lange Sicht die besten Karten
Jetzt reinhören: Anlagetipps 2020 am Podcast.
Hol dir Birgit’s Antworten auf dein Smartphone. Zum Podcast Beitragsseite jetzt dem Link folgen. oder direkt über Spotify.