Bereits vor dem Jahreswechsel waren die Rufe der Krise-Propheten kaum zu überhören. Was ist dran? Viel wichtiger: Bist du fit für den Börsencrash? Ich zeige dir 7 Top-Tipps, wie du dein Mindset auf fallende Kurse vorbereiten kannst.
Eines ist klar. Der nächste Börsencrash kommt bestimmt.
Zuletzt ging im Sommer 2019 ein Raunen durch die Märkte. Die Ursachen waren schnell identifiziert: schwächelnde Konjunktursignale, der Handelskonflikt zwischen den USA und China, Brexit und die Regierungskrise in Italien. Das Angstbarometer der Märkte, der Volatilitätsindex vDax, stieg deutlich auf 27,17. Und nun Anfang Februar 2020? Politisch kaum besser. Und die Märkte? Diese steigen bis vor wenigen Wochen eifrig. Seit den Kursrückgängen im August 2019 haben DAX und S&P 500 rund 13%, der ATX rund 10% gemacht (Stand 31.01. 2020). Der vDax steht nach seinem Tief am 17.01.2020 leicht höher bei 3,3. Alles klar an den Märkten? Oder steht der Crash vor der Tür?
Kommt 2020 der große Showdown an den Märkten?
Die einzige zutreffende und ehrliche Antwort auf diese Frage: Ich weiß es nicht. Und niemand anderes ebenso. Dennoch gab es pünktlich zum Jahresstart eine Flut neuer Prognosen. Ihr Mehrwert? Sie stillen unseren Hunger nach Orientierung in der ungewissen Welt der Börse. Krisenvorhersagen sind ein großartiges Geschäft. Je dramatischer erzählt, desto größer die Aufmerksamkeit. Ihr Wert abseits des Unterhaltungsfaktors? Null. Manche Argumente klingen plausibel, manche Vorhersagen klar und stringent. Dennoch kann es ganz anders kommen. Seit 2013 herrscht Hochkonjunktur für Crashvorhersagen. Am Markt gilt: Nach der Krise ist vor der Krise. Geldanlage ist keine Einbahnstraße. Eines Tages kommt es, berechtigt oder unberechtigt, zu Kursstürzen und Hysterie. Nur wann, das weiß ehrlicherweise niemand.
Ich betrachte Crash-Prognosen vor allem als Börsen-Horoskope. In meinen Augen vergeudest du mit diesen Vorhersagen deine Zeit. Denn: Die größte Gefahr für dein Geld bist du selbst.
Das größte Risiko bei einem Bärsencrash? Du und deine Anlageentscheidungen.
Die Geschichte zeigt: Nicht der Börsencrash selbst ist Grund für hohe Kapitalverluste bei Privatinvestoren. Vielmehr unser Verhalten in Krisensituationen. Eine wirksame Methode sein Kapital zu schützen ist es sich selbst krisenfit zu machen. Anleger und Anlegerinnen mit langem Anlagehorizont waren historisch dann erfolgreich, wenn sie ihrer Anlagestrategie treu blieben. Jene, die ihren Emotionen folgten und bei Kurseinbrüchen panisch verkauften, verpassen in der Regel den Wiedereinstieg.
Nutze die Chance und mache dich fit für Gegenwind am Anlagemarkt. Sobald dieser dreht, ist es zu spät. Dann bestimmen Emotionen, wie Angst und Panik, unser Entscheiden. Diese kennen nur eins: Nach einer Schockstarre folgt der panische Ausstieg aus fallenden Investments.
7 Top-Tipps für einen kühlen Kopf im Bärenmarkt.
Mit diesen sieben Tipps machst du dein Money Mindset fit für stürmische Börsenzeiten. Garantiert geht es hier nicht um Diversifikation, Risikoreduktion oder Cashquote. Sondern um dich, deinen Kopf und deinen Bauch.
Lerne aus vergangenen Krisen. – Tipp 1
Sind wir überrascht, dominieren Emotionen unser Entscheiden. Rechnen wir mit einem Ausgang, dann entscheiden wir rationaler. Wer sich mit bisherigen Finanzkrisen befasst, entwickelt ein besseres Bild von diesen Momenten. Eine Rückschau zeigt: Börsenkrisen sind häufiger, als wir denken. Und sie weisen erstaunliche Parallelen auf. Ein Blick in die Börsencrash-Geschichten zahlt sich auch für erfahrene Anleger und Anlegerinnen aus. Denn der nüchterne Rückblick ermöglicht Einsichten, die dem emotionalen Blick in einer Krise verborgen bleiben.
Du willst dich nicht von dem Getöse und der Panik der Märkte mitreißen lassen? Dann befasse dich mit bisherigen Talfahrten der Börsen. Lese Berichte, schau dir vergangene Kursverläufe an. Achte dabei auf folgende vier Aspekte:
- Wie waren die Kursverläufe tatsächlich?
- Rebound: Wie lange dauerte es, bis die Verluste wieder aufgeholt waren?
- Welche Ängste wurden geschürt?
- Was von den Vorhersagen ist tatsächlich eingetroffen?
Ohne zuviel zu verraten: Du wirst feststellen: Die Erzählung vom Ende des Kapitalismus und des Finanzmarktes ist alt. Warum ich die hier nicht die Antworten auf die 4 Fragen liefere? Es ist, wie beim Schummelzettel schreiben in der Schule. Wenn du ihn selbst schreibst, weißt du, was draufsteht. Wenn ich es dir hier schreibe, wirst du dich an deutlich weniger erinnern. Daher erspare ich dir diesen Schritt nicht. Zahlreiche Bücher, wie Manien, Paniken, Crashs. Die Geschichte der Finanzkrisen der Welt oder Kleine Geschichte der Finanzkrisen geben dir eine Übersicht.
Mindset Money crash-fit 1:
Lerne aus der Entwicklung vergangener Finanzkrisen. Relativiere dein Bild von möglichen und weniger möglichen Folgen dieser Krisen. Entwickle dein Bild vom Crash. So bist du im Fall des Falles weniger überrascht. Ein schwarzer Schwan, also etwas Unerwartetes, gibt es immer. Das Nullzinsumfeld liefert derzeit neuen Stoff. Ob du den aktuellen Krisengeschichten glauben möchtest, musst du selbst entscheiden. Zumindest hilft dir das Wissen um vergangene Vorhersagen und Berichte die momentanen Aussagen zu relativieren.
Definiere deine Börsencrash-Szenarien. – Tipp 2
Mit einem Crash verbinden viele einen plötzlichen, massiven Kursabsturz gefolgt von einer längeren Verlustperiode. Und was verstehst du unter Börsencrash?
Gängige Definitionen können für dich wertlos sein. Entweder, weil du viel früher die Nerven verlierst. Oder, weil du nicht verstehst, warum alle so nervös sind. Um dich krisenfest zu machen musst du herausfinden, wo deine nervliche Grenze liegt. Für manche Anleger und Anlegerinnen ist ein Kursrückgang von 10% dramatisch und endet in Spontanverkäufen. Andere werden bei 30% nervös und einige bleiben bei Kursrückgängen von 50% noch ruhig.
Mit deiner Crash-Definition sicherst du ab, dass deine Vorbereitung zu dir und deiner Nervenstärke passt. Wichtig ist die Zeitachse. Vielleicht sind hohe Verluste in kurzer Zeit für dich weniger ein Thema. Dafür kannst du bei anhaltend fallenden Märkten nicht mehr ruhig schlafen.
Wie du deine Wohlfühlgrenze erkennst? Finde deine Definition von Börsencrash. Schreibe deine Annahme für steigende und fallende Märkte nieder. Wie wahrscheinlich sind für dich diese Szenarien? Mit welcher Wahrscheinlichkeit tritt dein positives Bild für die kommenden 2 Jahren zu? Wie wahrscheinlich ist es für dich, dass dein Szenario nach unten in den kommenden 2 Jahren eintritt?
Mindset Money crash-fit 2:
Schreibe deine Annahme für steigende und fallende Märkte nieder. Was ist für dich das wahrscheinlichste Krisen-Szenario? Was passiert in deiner Version eines Börsencrashs? Mit diesen Gedanken bist du bei dir, deinem Marktbild und deiner emotionalen Grenze in Sachen Kapitalverlust.
Hab ein klares Anlageziel. – Tipp 3
Formuliere dein persönliches und klares Anlageziel. Es hilft dir in stürmischen Zeiten deiner Anlagestrategie treu zu bleiben. Warum? Weil du den Fokus auf dein Ziel gerichtet hältst und dich Berichte rund um das Marktgeschehen weniger beeinflussen. Schlagwörter, wie Altersvorsorge, Vermögensaufbau oder finanzielle Unabhängigkeit, sind kaum hilfreich. Im Beitrag Wie plane ich meine Geldanlage richtig? findest du alle Details zur gelungenen Zieldefinition.
Mindset Money crash-fit 3:
Formuliere dein persönliches klares Anlageziel.
Formuliere heute deine Verhaltensregeln. – Tipp 4
Definiere heute, welche Verhaltensregeln für dich im steigenden und im fallenden Markt gelten. Halte schriftlich fest, was passieren muss, dass du deine Strategie umstellst. Beschreibe die Situationen konkret und verwende Kennzahlen.
Warum jetzt? Du kannst dir ruhig und emotional ausgeglichen deine Strategie überlegen. Sobald der Faktor Überraschung und damit Euphorie oder Panik dein Entscheiden bestimmen, ist es zu spät. Daher: Halte deine Regeln unbedingt schriftlich fest.
Mindset Money crash-fit 4:
Definiere schriftlich deine Handels- und Verhaltensregeln für den steigenden und fallenden Markt. Und ebenso für einen Börsencrash. Du bist langfristig orientiert und bei dir ist eh alles klar? Einfach weitermachen? Historisch betrachtet klug und rational. Allerdings gelingt es nur wenigen Investoren diesem Grundsatz in der Krise treu zu bleiben. Denn in einem panischen Rahmen und ständig fallenden Kursen meldet sich unser emotionales Notfallprogramm. Buy & Hold in Krisenzeiten verlangt ein Handeln gegen unsere Intuition. Unser emotionales Denken rät uns: Nichts wie weg. In vielen Lebenssituationen ein zutreffender Impuls, in Sachen Geld kostet es uns unseren Ertrag.
Es hilft auch langfristigen Anlegern und Anlegerinnen ihre Spielregeln schriftlich zu definieren. Beispielsweise als Framing. Betrachte den fallenden Markt als Schnäppchenjagd. Jetzt gibt es für dasselbe Geld mehr ETF- oder Fondsanteile.
Für den Ernstfall noch ein Hinweis. Der Gedanke „Diese Verhaltensregeln machen keinen Sinn, denn jetzt ist Krise.“ stammt dem panischen emotionalen Denken ab. Die Verhaltensregeln wurden vorab vom ruhigen, überlegten Gehirn formuliert. Wer entscheidet wohl besser in der Geldanlage?
Trainiere deine emotionale Standfestigkeit. – Tipp 5
Ein Verhalten, dass wir uns wiederholt vorstellen, können wir leicht umsetzen. Mit mentalem Workout verbessert jeder Anleger und jede Anlegerin die eigene emotionale Stabilität. Ähnlich wie Krisenteams bei Rettung und Feuerwehr. Der kluge Investor trainiert für den Ernstfall. Wie das geht? Ganz einfach mit Kopfkino. Wer sich vorstellt, wie er definierten Handels- und Verhaltensregeln umsetzt reagiert im Ernstfall eher so. Er vermeidet im emotionalen Sog des Krisenrauschs Vorsätze über Bord zu werfen. Je öfter das Gedankenspiel stattfindet, desto leichter fällt es später die eigenen Regeln einzuhalten.
Mehr zum Thema Mindset-Training findest du im Interview mit Manuel Horeth, dem Mindset-Coach der Spitzensportler.
Mindset Money crash-fit 5:
Stelle dir wiederholt vor, wie du deine Handelsregeln umsetzt. Ebenso hilfreich sind griffbereite schriftliche Regeln. Mein Hinweis: Verhaltens- und Handelsregeln auf einem Übersichtsblatt notieren und griffbereit halten. Damit ist das Blatt in emotional hitzigen Momenten schnell bei der Hand.
Ein weiterer Tipp für emotionale Ausdauer: Bei langfristigen Strategien Kursbilder von Indizes mit einer Zeitachse von 20-35 Jahren bereitlegen. Der Mehrwert: Sie lenken unseren Fokus auf den langen Zeithorizont. Klar ersichtlich sind der Wechsel zwischen Bären- und Bullenmarkt. Auch das kann in panischen Momenten helfen.
Verändere deinen Medienkonsum. – Tipp 6
Unser Gedächtnis erinnert sich an leicht verständliche und wiederholt dargebotene Informationen besonders gut. Ebenso an emotionale Inhalte und Informationen, die unseren Annahmen entsprechen. Je öfter wir eine Information wahrnehmen, desto stärker prägt sie unser Entscheiden. So weit, so gut. Was hat das mit Krisentraining für einen Börsencrash zu tun?
Mindset Money crash-fit 6:
Reduziere deine Informationskanäle. Finanznachrichten in Krisenzeiten erfüllen jedes dieser Kriterien: emotionsgeladene Schlagzeilen, Bilder und Videos, vereinfachte Berichte in der Dauerschleife. Medien füttern in der Krise unser emotionales Notfallsystem. Je länger wir uns diesem Medienstrom aussetzen, desto stärker wird unser Fluchtinstinkt. Früher oder später kommt der Gedanke: Diesmal ist alles anders. Das ist der totale Systemcrash. Wir schmeißen unsere Vorsätze über Bord und verkaufen unsere Investments.
Was hilft? Schon heute die genutzten Medienkanäle bewusst selektieren. Mein Geschenk: Ein Plan, wie du schnell die richtigen Quellen für dich findest. Das hol ich mir.
Mehr zum Einfluss von Medien und Informationen findest du in den Beiträgen Bessere Entscheidungen in der Geldanlage. und Die Grenzen der Objektivität.
Schau so selten, wie notwendig, auf dein Depot. – Tipp 7
Aus den Augen, aus dem Sinn. Was im Alltag gut klappt hilft auch bei der Geldanlage. Studien zeigen: Wer häufiger auf sein Depot schaut, der neigt zu spontanen Transaktionen. Unser Hirn denkt logisch und will bei Gefahr unmittelbar handeln. Macht im Alltag eindeutig Sinn. Sehen wir einen Buchgewinn bedroht oder werden die roten Zahlen im Depotauszug stetig größer, erkennt unser Gehirn eine Gefahr. Das langfristige Anlageziel rückt in den Hintergrund und unser Gehirn will retten, was zu retten ist. Es entscheidet: Sofort verkaufen.
Mindset Money crash-fit 7:
Schau so selten wie notwendig auf dein Depot. Spontanes Entscheiden ist in der Geldanlage selten erfolgreich. Wer seltener auf sein Depot blickt, reduziert diesen Ertragskiller. Ein einfacher Trick bei der Kontrolle von Transaktionen und Sparplänen: Die Information zur Performance überdecken.
Erfolgreiche Investoren sind immer fit für den Börsencrash.
Ob der nächste Showdown an den Märkten 2020, 2021 oder später kommt, ist unbestimmt. Die Geschichte lehrt uns: Voraussichtlich kommt ein Crash und keiner weiß wann. Erfolgreiche Investoren machen sich emotional fit für den Bärenmarkt. Damit bleiben sie sich und ihrer Anlagestrategie treu. Du willst es ihnen gleich machen? Dann beginne gleich heute. Morgen kann es bereits zu spät sein.
Weiterlesen, weiterhören, weiterdenken.
Bücher rund um Finanzkrisen:
Bloomberg Crash-Vorhersagen:
Beiträge zu Information und Medien:
Podcast: #MMP 003: Wie du mit weniger Information bessere Entscheidungen triffst. und #MMP 006: Warum dich deine Meinung Geld kostet.
Blog: Bessere Entscheidungen in der Geldanlage. und Die Grenzen der Objektivität.
Mehr zu klaren Anlagezielen:
Podcast: #MMP 015: So machst du 2020 zu deinem Erfolgsjahr.
Blog: Wie plane ich meine Geldanlage richtig?
Beitrag zur Macht der Gedanken – Interview mit Manuel Horeth
Podcast: #MMP 016: Expertentalk mit Manuel Horeth.
Blog: Die Mindset-Tricks aus dem Spitzensport.
Bilderquellen:
www.canva.com