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Mut zur Informationslücke! Weniger lesen, besser entscheiden. Warum Geldentscheidungen nicht besser werden, wenn wir immer mehr Informationen einholen.

Was du aus diesem Beitrag zur Informationsillusion mitnimmst:

  • Kapitalmarkttheorie und Wissensdurst.
  • Das Ping Pong Spiel: Medien vs. Markt.
  • Vom Irrtum besserer Entscheidungen: Wie die Informationsflut Urteilskraft und Ertrag mitreißt.
  • Das große Saubermachen: Weshalb die gezielte Quellenauswahl die beste Entscheidungsgrundlage für kluge Finanzentscheidungen garantiert.

Wissensdurst auf Informationen.

Wer Geld anlegt, möchte klug handeln und richtige Entscheidungen treffen. AnlegerInnen informieren sich deshalb gründlich über Finanz News, Fachblätter, studieren Chart-Analysen und Wirtschaftsnachrichten. Sich gründlich informieren bedeutet, umfassend belesen. Je wichtiger die  Entscheidungen, umso mehr Information holen wir dazu ein.

Die Grundlage für dieses Entscheidungsverhalten knüpft an die klassische Kapitalmarkttheorie an. Ihr zugrunde liegt die Effizienzhypothese welche sagt, der Marktpreis eines Assets ist immer Ergebnis sämtlicher verfügbarer Information. So ist der Preis mit einer Entwicklungserwartung verknüpft. In anderen Worten: Wer alle Indikatoren kennt, kann den fairen Wert eines Assets bestimmen. Der logische Umkehrschluss: Vollständige Information führt zum Wissen über den inneren Wert einer Anlage.

Besser Entscheiden: Raus aus der Informationsfalle.Die Gelddruckmaschiene Information.

So befeuert dieses Marktmodell das Interesse nach Information. Und den Wunsch von AnlegerInnen nach umfassender Wahrheit macht wissensdurstig. Das zeigt sich am reißenden Geschäft mit Kapitalmarktinformation, Analysemodellen und Experten-Meinung. Lizenzgebühren für Profi-Systemen schlagen sich gut und gerne mit fünfstelligen US-Dollar Beträgen zu buche. Kostenfreie Plattformen wie das US-amerikanische Portal marketwatch melden monatliche Userdaten von 80 Millionen und mehr. Zum Vergleich: Die größte deutsche Nachrichtenseite besuchen knapp 28 Millionen User im Monat. 

Der Einfluss von Medien auf Markt und Meinung.

Zum Einfluss von Branchenmedien auf den Markt ein Zitat von Wirtschaftsnobelpreisträger Robert Shiller:

“The role of the news media in the stock market is not, as commonly believed, simply as a convenient tool for investors who are reacting directly to the economically significant news itself. The media actively shape public attention and categories of thought, and they create the environment in which the speculative market events we see are played out.” (Shiller 2015, p.121)

 

Shiller zufolge sind Informationsmedien im Finanzsektor nicht nur praktische Werkzeuge für AnlegerInnen. Vielmehr gestalten diese Medien aktiv Aufmerksamkeit. Damit schaffen sie das Umfeld, in dem sich die spekulativen Marktereignisse abspielen. Shiller sieht ein legt damit Ping-Pong-Spiel zwischen Medien und Markt. Vor dem Hintergrund dieser Wechselwirkung: Kann das Erfolgsrezept für schlaue Geldentscheidungen tatsächlich im unaufhörlichen scannen und studieren der Informationen liegen? Ist es fleißigen AnlegerInnen möglich, Risiko und Erfolgsaussichten für jedes Asset konkret zu erfassen?

Aus dem Blickwinkel der Finanzpsychologie sind diese Gedanken pure Zeitverschwendung. Kein Mensch kann alle Informationen zu einem Asset aufgreifen, speichern und so besser entscheiden. Es gibt effizientere und realistischere Methoden für den Konsum von Medien und Informationen.

Der Irrtum: Warum du so nicht besser entscheidest.

Das menschliche Kurzzeitgedächtnis kann im Schnitt fünf bis neun Informationen speichern und verarbeiten. Spielen wir mehr Information in das menschliche Rechenzentrum – das Gehirn – ein, sprengt das die Speicherleistung. Leider gibt es dafür weder Error-Meldung noch Alarmsystem. Stattdessen versucht das eifrige Gehirn, so viel wie möglich an Information zu speichern und vernachlässigt dabei die Qualität. Die Folge ist die Informationsillusion. Mit steigendem Input misslingt die Unterscheidung von wichtig und unwichtig. Viel Information mindert unsere Entscheidungsqualität.  

Mit Qualität zu besseren Entscheidungen in der Geldanlage.Mit der Information steig die Anzahl an Transaktionen.

Paul Andreassen untersuchte, wie sich die Anzahl der Informationsquellen auf die Entscheidungen der Anleger und die Depot-Performance auswirkt. Neben dem Einfluss der Reihenfolge der Informationen, bebachte Andreassen auch einen Anstieg der Transaktionen. Tendenziell wurde im Hoch gekauft und im Tief verkauft. Deshalb war die Rendite der UntersuchungsteilnehmerInnen mit vielen Informationen schlechter, als jene mit wenigen.

Informationsflut senkt Urteilskraft und Ertrag. 

Spannend ist eine weitere Beobachtung. Mit der Zahl der konsumierten Quellen wächst die Zuversicht besser zu entscheiden. AnlegerInnen werden mutiger und risikofreudiger. Demnach wirkt die Flut an Information paradox. Mit steigender Informationsmenge nimmt die persönliche Objektivität ab. Das von der Informationsillusion getrübte Urteilsvermögen macht Entscheidungen schlechter und Erträge kleiner.

Besser entscheiden durch gezielter Quellenauswahl.

Die Lösung ist weder magisch noch kompliziert. Wer dem Information Bias austricksen will, mistet am besten den kompletten Bestand an Wirtschaftsnachrichten und Finanz-News aus. Er trennt nutzlose von bereichernder Information. Wer besser entscheiden will, braucht nicht viele dafür hochwertige Informationsquellen. Vorausgesetzt, die Quellen sind abgestimmt auf die individuelle Anlagestrategie und Ziele. Qualität vor Quantität.

Weg mit den wild verteilten Info-Quellen! Wenige, dafür relevante Informationsquellen liefern ausreichend Material, für objektiv gute Anlageentscheidungen.

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Literaturtipps zum Weiterlesen

Andreassen, P. (1990): Judgmental Extrapolation and Market Overreaction: On the Use and Disuse of News. Journal of Behavioral Decision Making, Vol. 3, 153-174

Nickerson, R. S. (1998). Confirmation bias: A ubiquitous phenomenon in many guises. Review of General Psychology 2 (2), 175–220.

Park, J., P. Konana, B. Gu, A. Kumar, and R. Raghunathan (2013). Information valuation and confirmation bias in virtual communities: Evidence from stock message boards. Information Systems Research 24 (4), 1050–1067.

https://www.elementb.at/index.php/2018/02/16/tipp-3-entscheidungsqualitaet-steigern-durch-informationsreduktion/

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